Wie sage ich anderen, wie es mir geht?

Vor einiger Zeit war diese Frage Teil einer Diskussion auf meinem Blog. Irgendwie wurde mir da erst richtig bewusst, wie ich selbst das handhabe: Auf die Frage nach meinem Befinden antworte ich normalerweise mit der Floskel „Es geht so“. Aber das trifft es ja bei ME/CFS noch nicht mal im Ansatz. Andererseits: Will ich wirklich jedem Menschen ausführlich über meine Erkrankung und ihre Auswirklungen auf mein Befinden erzählen? Und: Was ist denn eine „gute“ Antwort?
Bisher habe ich meistens aus dem Bauch heraus geantwortet. Und mit der Intention, niemandem mit meinem „Gejammer“ auf die Nerven zu gehen. Also war die Antwort kurz, knackig und nichtssagend. Aber wohl gefühlt habe ich mich damit nicht. Denn ich hatte immer das Gefühl mich irgendwie zu verraten, mir zum Wohl der anderen nicht anmerken zu lassen, wie es mir wirklich geht. Denn „Es geht so“ kann alles oder nichts heißen.
Aber ist das wirklich „Gejammer“, wenn man davon erzählt, was ME/CFS mit sich bringt? Nicht nur körperlich, sondern auch emotional? Wenn man beschreibt, wie sehr man sich wünscht, wieder an Familienfeiern teilzunehmen, mit Freunden etwas zu unternehmen, einen langen Waldspaziergang zu machen oder einfach mal das zu tun, wonach einem gerade ist. Ohne über Pacing nachzudenken. Wie PEM, Belastungsintoleranz, Schmerzen und diese bleierne Erschöpfung genau das verhindern. Ausdrückt wie traurig und einsam man an manchen Tagen ist.
Für mich gibt es einfach keine generelle Antwort, denn es kommt immer darauf an, wer fragt. Wenn es Bekannte, Nachbarn oder sonstige Menschen sind, mit denen ich nicht enger verbunden bin, ist es eben die kurze, nichtssagende Antwort. Denn eines möchte ich auf keinen Fall: Meine wenige Energie darauf verschwenden, Menschen, die es nicht wirklich interessiert detailliert zu erzählen, wie es mir geht. Manchmal traue ich mich auch zu sagen: „Möchtest Du eine ehrliche oder eine kurze Antwort?“. Dann sieht man ja, ob die Frage eine Floskel ist oder doch wirkliches Interesse besteht.
Und ich habe mir vorgenommen, mit meinem näheren Umfeld künftig ehrlicher und offener darüber zu sprechen, wie es mir geht. Doch auch da stellt sich die Frage „Wie sage ich es?“. Bei Familie und Freunden möchte ich es ab jetzt so ausdrücken: „Lieb, dass Du fragst! Es gibt aber leider keine kurze Antwort auf Deine Frage. Wenn Du ein bisschen Zeit hast, erzähle ich Dir, wie es mir körperlich und emotional geht!“. Und dann kann ich darüber erzählen, wie meine Tagesform ist, was mir auf der Seele liegt und welche Beschwerden heute im Vordergrund stehen.
In meinem engsten Kreis nehme ich aber schon jetzt kein Blatt vor den Mund und sage direkt und „ungeschminkt“, wie es mir wirklich geht. Da kann ich loslassen, denn diese Menschen erleben sozusagen hautnah, was ME/CFS für mich bedeutet. Und auch wenn dann ein paar Tränen fließen, ist das eher befreiend als peinlich. Kommen dann noch eine herzliche Umarmung und ein paar liebe, ehrliche Worte meiner Lieben dazu, macht es diesen Zustand ein bisschen erträglicher und tut mir einfach gut.
Welche Antwort(en) habt Ihr auf die Frage?
Ihr möchtet den Post kommentieren? Die Kommentarfunktion ist nur im Mitgliederbereich freigeschaltet. Über den Button „Subscribe“ könnt Ihr Euch dort registrieren und bekommt eine Nachricht bei neuen Posts. Über den Button „Sign in“ meldet Ihr Euch im Mitgliederbereich an und könnt kommentieren und liken. Ich freue mich auf Eure Kommentare!