Immer wieder etwas Neues: Rolling PEM

Immer wieder etwas Neues: Rolling PEM
Foto: Rönsch

Der Kopf fühlt sich an wie entzündet, die Gelenke brennen, die Muskeln schmerzen dumpf. Beim Schlucken denke ich, es sind Scherben im Hals, die Lymphknoten tun so weh. Ich fühle mich wie eingemauert, so steif und ungelenk. Mir ist schwindelig und übel. Jedes kleine Geräusch ist mir trotz Kopfhörer zu viel, lässt mich zusammenzucken. Jedes Licht ist zu hell für meine Augen, ohne Sonnenbrille nicht zu ertragen.

Ich bin todmüde, bleiern erschöpft und meine Gliedmaßen sind wie mit Wackelpudding gefüllt - ich möchte mich nur noch hinlegen und schlafen, schlafen, schlafen. Aber dazu bin ich viel zu überdreht und starre an die Decke. Möchte am liebsten aufstehen und losrennen, um die brodelnde Unruhe in mir loszuwerden, aber dazu fehlt mir einfach die Kraft.

Was das ist? Das ist das, was ME/CFS-Betroffenen möglichst nicht passieren sollte: Ein Crash. Wie es dazu kam? Emotionen durch Verlust und Trauer, laute Baustellen vor der Tür und im Haus, die Auswirkungen des Sommers (Hitze, Temperaturschwankungen, wenig Schlaf) sowie hin und wieder das Abweichen von der Baseline. Und nun habe ich die Quittung bekommen - hoffe, dass es bald vorbei ist, vor allem, dass es nicht so bleibt.  

Während ich die Tage im Bett verbringe, mein Nervensystem beruhige und versuche, wieder zurück zu meiner Baseline zu finden, frage ich mich, ob es eigentlich immer erste Anzeichen für einen beginnenden Crash gibt?

Meine Warnsignale für physische und kognitive Überanstrengung kenne ich ja und wenn ich sie beachte, folgt darauf ja nicht unweigerlich ein Crash?! Doch diesmal kam er gefühlt aus heiterem Himmel. Kein Ziehen in den Unterarmen, keine Wortfindungsstörungen, keine sonstigen Warnsignale.

Oder habe ich sie „einfach nur“ überhört? Ja, ich habe mir in den letzten Wochen weniger Zeit als sonst für mich genommen. War mehr im Außen als im Innen unterwegs. Trotzdem: Bisher habe ich doch immer schon kurz nach einer Überanstrengung an meinen schmerzenden Gelenken gemerkt: Oh je, das war viel zu viel, da werde ich crashen! Und nun das: Von jetzt auf gleich war ich mitten drin im Crash.

Kann das sein? Ist das das sogenannte „Rolling PEM“? Ich hatte mal davon gelesen, selbst erlebt hatte ich es aber noch nicht - zumindest bis jetzt nicht in dieser Ausprägung. Da hatten sich also „kleine“ Überlastungen über einen längeren Zeitraum unbemerkt „aufgestapelt“ und jetzt zu einem heftigen Crash geführt.

Mir hat das mal wieder gezeigt, dass man sich nie sicher fühlen kann, selbst wenn man das Gefühl hat, man paced gut. Dass sich Symptome, Baseline und PEM unter dem Einfluss von Medikamenten, Wetter, Emotionen und anderen äußeren Umständen ständig verändern.

Dass ich in Zukunft mein Energielevel und meine Aktivitäten noch exakter einschätzen, noch mehr in mich hineinhorchen und einfach die Zeichen meines Körpers noch besser verstehen lernen muss.

Also: Ausruhen, Aufstehen, Krone richten und es in Zukunft besser machen.

Wie ist das bei Euch? Erkennt Ihr einen Crash schon vorher oder kommt er überraschend?

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