Irgendwann platze ich!

Irgendwann platze ich!
Foto: Rönsch

Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und denke: Ich habe nichts anzuziehen! Ja, klar, das ist bei uns Frauen eher Normalität, aber in manchen Situationen auch bittere Realität: Von all den Klamotten in meinem Schrank kann ich nur noch einen Bruchteil anziehen, da ich in letzter Zeit stark zugenommen habe. Und nicht weiß, warum, denn ich habe nichts an meiner Ernährung geändert.

Natürlich weiß ich, dass es bei ME/CFS durchaus normal ist entweder zu- oder abzunehmen. Dass manche Medikamente diese Nebenwirkung haben, ohne dass es explizit im Beipackzettel erwähnt wird. Dass das bei einem Lipödem einfach dazu gehört. Auch dass neben der Hitze im Sommer die Postmenopause zu meinen Wassereinlagerungen beiträgt, ist kein Geheimnis. In den Ratgebern zu Wechseljahrsbeschwerden steht dann so schön, dass es an den Hormonen liegt: Viel Bewegung, mindestens 10.000 Schritte am Tag und das Vermeiden von langem Sitzen sollen dagegen helfen. Ja klar, passt ja perfekt zu Pacing und super in meinem ME/CFS-Alltag!

Aber muss ich mich jetzt wirklich damit abfinden, dass ich auseinandergehe, wie ein Hefekloß? Dass ich mich extrem unwohl in meiner Haut fühle, weil alles spannt und die zu enge Kleidung kneift und ich nichts dagegen tun kann? Dass ich so manche Träne vergieße, weil ich mich unattraktiv und schwerfällig fühle? Dass jeden Monat ein Kilo dazu kommt und kein Ende in Sicht ist? Dass ich an manchen Tagen wütend und traurig zugleich bin, wenn ich zu hören bekomme, dass es doch gar nicht so schlimm ist und ich doch schlank bin - Ich es aber gar nicht so empfinde, da ich mich mit 63 kg wohl und attraktiv gefühlt habe, nicht jetzt mit fast 90 kg.

Ich achte ja schon auf Kalorien und Kohlenhydrate. Momentan allerdings eine radikale Diät zu machen ist, glaube ich, keine allzu gute Idee, denn darauf würde es wohl hinauslaufen. Und nun? Wahrscheinlich muss ich lernen, mich und meinen Körper auch in dieser Hinsicht zu akzeptieren, schlichtweg weil ich es gerade einfach nicht ändern kann. Es als Herausforderung sehen sollte, mich mit inzwischen 24 Kilo mehr als vor ME/CFS und auch mit Kleidergröße 44 noch schön zu finden.

Gerade weil ich durch ME/CFS schon so manches verloren habe, nehme ich auch diese Herausforderung an und werde versuchen, etwas Positives darin zu finden: Zum Beispiel es als Chance zu sehen, einen neuen Kleidungsstil im Curvy-Bereich für mich zu finden, in dem ich mich wieder wohl und nicht als Presswurst fühle. Und nachdem ich mich mit diesem Gedanken angefreundet habe, freue ich mich auch schon ein bisschen darauf an einem der besseren Tage in eine der Boutiquen zu gehen und mich dort beraten zu lassen. Wer weiß, vielleicht werde ich ja positiv überrascht?!

Wie ist das bei Euch? Habt Ihr auch mit dem Gewicht zu kämpfen? Wie geht Ihr damit um?

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