Gemeinsam trauern aber auch hoffen

Gemeinsam trauern aber auch hoffen
Foto: Rönsch - Gemeinsam trauern und hoffen

Wir haben uns abends zusammen einen romantischen Liebesfilm angesehen. Die Protagonisten kamen sehr unbeschwert rüber und haben ihr gemeinsames Leben in allen Facetten genossen: Spaziergänge, Urlaube, Shoppingbummel, Restaurantbesuche, Schwimmen gehen, Sex und Herumalbern. Ich weiß nicht, was genau uns an diesem Abend an dem Film so gecatcht hat?! Mir kam der Gedanke: Genauso so würde ich das Leben mit meinem Mann so gerne wieder genießen. Die Tränen schossen mir in die Augen und auch mein Mann weinte irgendwann, was mich sehr berührt hat. Wir haben uns in den Arm genommen und zusammen um all die verlorenen Momente der Zweisamkeit, all die Unbeschwertheit und Spontanität, die uns so sehr fehlt, getrauert.   

Mit diesen offenen Gefühlen hat er mir sehr deutlich gezeigt, wieviel ich ihm trotz all der Einschränkungen bedeute. Dass ich immer noch wertvoll für ihn bin. Vor lauter Schuldgefühlen vergesse ich nämlich manchmal, dass ich mich darauf verlassen kann, dass das Eheversprechen von meinen Mann ernst gemeint und nicht nur so dahingesagt wurde.

Ich finde solche emotionalen Momente so wertvoll für eine durch ME/CFS so sehr belastete Beziehung. Wenn aus gemeinsamer Trauer auch wieder ein „Wir schaffen das gemeinsam“ wird. Die Traurigkeit über den Ist-Zustand mit einer schweren Erkrankung ist ja da und nicht einfach weg zu meditieren. Und ich finde es wichtig, sie in einer Partnerschaft von Zeit zu Zeit auch offen zeigen zu dürfen. Genauso wichtig ist es dann aber auch, wieder nach vorne zu schauen und sich dem Gefühl der Traurigkeit nicht voll und ganz auszuliefern oder gar darin zu versinken.

Sich (wieder) einmal bewusst zu machen, dass man schon eine wirklich starke Persönlichkeit sein muss, um ME/CFS – auch als Angehöriger!!! - auszuhalten! Ich bin inzwischen wirklich überzeugt, dass man sonst niemals eigenständig Pacing hinbekommen würde. Niemals jeden Tag so diszipliniert sein könnte und „nebenbei“ auch noch die ständige Gefahr einer dauerhaften Verschlechterung aushält. Also aufstehen, Krone richten und weitermachen 😉

Denn da ist ja immer noch der kleine Funke Hoffnung, dass es doch noch einmal besser oder richtig gut werden wird…

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