Wieder ein Stück Freiheit weg
Als es das erste Mal passierte, war ich bei meiner Osteopathin. Der Tag hatte schon damit begonnen, dass ich wie immer sehr müde war, aber auch Kopfschmerzen hatte. Mein Energielevel war gefühlt noch weit weg von „nichts geht mehr“. Also setzte ich mich damals ins Auto und fuhr los. Auf dem 30-minütigen Hinweg war auch noch alles in Ordnung. Aber nach dem Termin setzte ich mich ins Auto und wusste plötzlich nicht mehr, was ich jetzt tun muss. Wie zur Hölle so ein Auto funktioniert.
Das war erschreckend und ich konnte es erstmal gar nicht einordnen. Nach ein paar Minuten ging es dann auch wieder und ich fuhr nach Hause. Unverantwortlich, wenn ich heute darüber nachdenke! Danach häuften sich diese kognitiven Ausfälle im Alltag: Mal wusste ich nicht mehr, wie man eine Fernbedienung benutzt, mal war es der Herd oder die elektrische Zahnbürste. Oder mir fielen immer häufiger Worte nicht mehr ein, die ich im Gespräch sagen wollte.
Genau da war der Zeitpunkt, als mir klar wurde: Autofahren geht in Zukunft nur noch, wenn es mir richtig gut geht und auch nur noch wenn es sehr kurze Entfernungen oder Fahrtzeiten sind. Auch wenn das für mich hieß, dass ich ein weiteres Stück meiner Selbstständigkeit und Freiheit verliere, hielt ich es für unverantwortlich, weiter das Risiko von kognitiven Ausfällen während der Fahrt einzugehen und damit vielleicht andere zu gefährden.
Was sich jetzt so leicht und so vernünftig anhört, hat mich aber verdammt viele Tränen gekostet. Nicht nur, dass ich Autofahren liebe, nein damit bin ich auch wieder ein Stück mehr von anderen Menschen abhängig, die mich fahren müssen. Muss an manchen Tagen Freunden und Bekannten „zur Last fallen“, um zu Therapie-Terminen zu kommen. Vor allem dann, wenn mein Mann beruflich unterwegs ist. Damit habe ich immer noch manchmal Probleme, auch wenn ich weiß, dass sie es gerne tun und ich ihnen keine Last bin. Alternativ müsste ich wegen meinem Stolz die notwendigen Termine absagen und das wäre ja wirklich blöd!
Inzwischen weiß ich, dass die Ausfälle in Situationen auftreten, die mich stressen oder wenn die Reize überhandnehmen. Ich habe mich herangetastet, an das, was bezüglich Autofahren noch geht und was nicht: An sehr guten Tagen kann ich die 7 Kilometer ( bzw. 10 Minuten) zur Physiotherapie selbst fahren, an allen anderen Tagen lasse ich mich fahren. Auch Autobahn und Stadtverkehr sind nun tabu, weil es einfach zu fordernd, ja meistens sogar überfordernd ist. Wenn man sich aber einmal damit arrangiert hat, gelingt es sogar manchmal, es zu genießen einen „Chauffeur“ zu haben 😉.
Wie ist das bei Euch? Könnt Ihr noch Auto fahren?
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