Weißt Du noch?!

Weißt Du noch?!
Photo by Hannah Busing / Unsplash

Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich ME/CFS und alles, was damit zusammenhängt, verflucht habe: Ich habe mit meiner langjährigen Freundin Anke telefoniert und das hat mich einerseits so sehr gefreut, andererseits aber auch sehr traurig gemacht. Denn dabei wurde mir wieder bewusst, wie anders mein Leben heute mit ME/CFS, Pacing und PEM ist: Statt vieler schöner, gemeinsamer Unternehmungen mit Anke oder anderen lieben Freundinnen ist der Austausch heute fast nur noch auf kurze Telefonate oder Messenger-Nachrichten beschränkt.

Wir erzählten uns, was gerade in unser beider Leben so passiert. Und natürlich war da auch sehr schnell wieder präsent, wie sehr wir uns seit meinem Umzug vermissen. In den letzten Jahren haben wir nämlich nur ein paar hundert Meter auseinander gewohnt. Haben uns zuletzt zumindest noch ab und zu mal getroffen. Auch wenn es nicht mehr die große Waldrunde war, wurde es zumindest immer ein Mini-Spaziergang. Wir haben uns eine Bank gesucht, uns hingesetzt, geplaudert und die Zeit miteinander genossen.  

Das geht mit der Entfernung von rund 150 Kilometern jetzt natürlich nicht mehr. Dafür telefonieren wir regelmäßig, wenn es mir soweit gut geht. Vorhin wurden wir beide sogar ein wenig sentimental: Wir schwelgten in Erinnerungen an viel bessere Zeiten, in denen wir uns sogar mehrmals in der Woche gesehen haben. Lange Gassirunden mit Oskar gelaufen, gemeinsam Fahrrad gefahren und zum Yoga gegangen sind. Oder zum Meditieren.

Wie oft haben wir bei Milchkaffee und einem Stück Torte bei unserem Lieblingsbäcker gesessen. Haben über Gott und die Welt geplaudert und so oft die Zeit vergessen, weil es so schön war. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie sehr wir uns zweimal im Jahr gefreut haben, wenn die Einladung zum „Freundinnen-Abend“ eines Modehauses kam.

Da war immer klar, dass wir dort hingehen und bei einem Gläschen Sekt und Häppchen stundenlang in den Auslagen stöbern. Zig Sachen anprobieren und uns gegenseitig beraten, ob uns das ausgesuchte Kleidungsstück auch gut steht. Und dann sind wir nach 2-3 Stunden jedes Mal beseelt von all dem Lachen und der schönen, gemeinsam verbrachten Zeit mit den neuen Kleidungsstücken nach Hause gefahren.

Aber natürlich hält auch die neue Heimat - trotzdem Pacing immer im Vordergrund steht - viel Schönes bereit: Zum Beispiel, wenn sich meine kleine Enkeltochter Alice auf meinen Schoss setzt und zu mir sagt „Ich hab Dich lieb Oma!“. Oder wenn ich auch mit neu gewonnenen Freundinnen das eine oder andere kurze Highlight online, im Café, in der Eisdiele oder im Second-Hand-Laden erleben darf. Vielleicht wachsen daraus auch einmal so tiefe und lange Beziehungen. Das würde mich freuen, denn wirklich gute Freundinnen sind so viel wert!

Wie ist das bei Euch? Wie haben sich Eure Freundschaften verändert?   

Ihr möchtet den Post kommentieren? Die Kommentarfunktion ist nur im Mitgliederbereich freigeschaltet. Über den Button „Subscribe“ könnt Ihr Euch dort registrieren und bekommt eine Nachricht bei neuen Posts. Über den Button „Sign in“ meldet Ihr Euch im Mitgliederbereich an und könnt kommentieren und liken. Ich freue mich auf Eure Kommentare!