Leider nur ein Traum...

Leider nur ein Traum...
Photo by Maria Sabrina Kheddam / Unsplash

Manchmal stelle ich mir beim Aufwachen vor, heute ist ein Tag in meinem gesunden Leben. Versuche zu fühlen wie es wäre, die Augen aufzuschlagen und vor Energie, Tatendrang und Freude auf den vor mir liegenden Tag fast zu platzen. Ich würde mir etwas Schönes zum Anziehen heraussuchen – natürlich schiene die Sonne und es wäre daher etwas luftig Leichtes. Nach dem Duschen, mit frisch gewaschenen und geföhnten Haaren und einem leckeren Frühstück im Magen, würde ich mit dem Fahrrad zu meiner Praxis aufbrechen. Natürlich nicht ohne mich mit einem Kuss von meinem Mann zu verabschieden.

Arbeit, Eis und Freundin

Dort angekommen wäre schon beim Aufschließen meiner Räume eine tiefe Zufriedenheit und Neugier auf den vor mir liegenden Tag in mir. Auf die Menschen und deren Geschichte. Ich wüsste, dass ich heute wieder Cranio-Behandlungen machen darf, mit denen ich diese Menschen tief berühre und ihre Leiden ein wenig lindern kann. Die Arbeit strengte mich nicht an, sondern würde mich erfüllen und glücklich machen. Am späten Nachmittag stünde ein Treffen mit meiner Freundin in der Eisdiele auf dem Programm. Doch vorher würde ich mich in meinen gemütlichen Sessel setzen und den Tag noch einmal bewusst Revue passieren lassen. Den Praxistag abstreifen und wieder die private Tanja werden, die sich auf einen großen Eisbecher und einen ausgiebigen Plausch unter Freundinnen freut.

Feierabend

Zum Abendessen wäre ich mit meinem Mann im Biergarten verabredet, um unseren Sommerurlaub zu planen. Wir würden nach Flügen und Ferienwohnungen schauen und uns eines unserer Sehnsuchtsziele aussuchen. Nach einem schönen Abend mit ganz viel Lachen und Scherzen mit Freunden, die wir zufällig getroffen hätten, führte uns der Heimweg an duftenden Feldern und Wiesen vorbei. Zu Hause wären noch eben der Abwasch und die Wäsche zu erledigen. Am späten Abend käme vor dem Einschlafen das allabendliche Ritual bei dem wir uns von unserem Tag erzählten. Der letzte Gedanke vor dem Einschlafen gälte der für morgen geplanten Geburtstagsparty auf wir uns beide schon riesig freuten.

Wird der Traum Wirklichkeit?

Und dann zerplatzt dieser schöne Traum wie eine Seifenblase. Schade! Und trotz aller Wehmut die sie auslösen, helfen mir solche Tagträume: Auch wenn ich weiß, dass sie im Moment - und wahrscheinlich auch in naher Zukunft - unrealistisch sind, habe ich eine Vision, wie mein gesundes Leben aussehen soll. Denn wie mein Leben vor ME/CFS ausgesehen hat, so soll es nicht mehr sein. Ironie des Schicksals: Ich war bereits auf dem Weg dazu, vieles von dem zu ändern, was mich vorher unzufrieden gemacht hat. Wollte zum Beispiel künftig beruflich einen komplett anderen Weg einschlagen und etwas machen, was mich tief erfüllt. Doch noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es eines Tages kein Traum mehr ist, sondern Wirklichkeit! Und genau diese Vision ist es, die mir dabei hilft, das strikte Pacing einzuhalten. Die mich all die Einschränkungen, die Ängste und die Einsamkeit, die ME/CFS im Gepäck hat, ertragen lässt.

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