Umgang mit besseren Tagen

Es gibt sie, diese besseren Tage! Diese wenigen Tage an denen man dieses entscheidende Quäntchen mehr Energie hat. Man weniger bis gar keine Schmerzen spürt. Klarer denken kann. Es tut einfach so unfassbar gut, sich zur Abwechslung mal wieder halbwegs „normal“ zu fühlen. Das verführt allerdings auch dazu, wieder in alte Muster zu verfallen. Ich vergesse dann gerne mal, immer wieder innezuhalten und mich zu fragen, „Wie geht es mir gerade?“. Lebe wie früher einfach drauf los und genieße es, Dinge zu tun, die sonst nicht möglich sind. Zum Beispiel einen etwas größeren Spaziergang am See und Kuchen im Café.
Doch was ist, wenn es nicht nur ein einziger Tag ist, sondern mehrere. Vielleicht sogar eine ganze Woche? Oder gar zwei? Dann geht das Gedankenkarussell los: Geht es jetzt endlich aufwärts? Bleibt das jetzt so? Oder ist das wieder mal nur Adrenalin und ich muss es am Ende heftig büßen? Natürlich keimt sofort wieder die Hoffnung auf eine dauerhafte Besserung auf. Sowohl bei mir als auch bei meinen Lieben. Was dabei allerdings nicht so schön ist: Für das Umfeld ist es schnell gleichbedeutend mit ‚sie ist wieder gesund‘. Man sieht uns das Kranksein ja meistens nicht an und an guten Tagen wirken wir sogar wie früher: Voller Energie und Power.
Es geht so schnell, dass sich die Ansprüche der anderen auch wieder an diesem „Früher“ orientieren. Genau das erschreckt und überfordert mich dann regelrecht. Da ist sofort wieder die Angst präsent, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Und ich komme ganz schnell wieder in diesen Strudel aus „ich möchte es den anderen recht machen“. Schließlich trägt mein Umfeld an all den schlechten Tagen die ganze Last alleine.
Aber auch meine eigenen Ansprüche steigen wieder: Es tut so gut, sich zu Abwechslung mal nicht wie ein Zombie zu fühlen. Da kann man doch endlich einmal aus den Vollen schöpfen?! Oder lieber nicht? Es ist einfach ein nicht enden wollender Balanceakt zwischen Vernunft und dem Wunsch wieder Normalität zu spüren. Und doch fühlt sich alles irgendwie falsch an: Wenn ich die Energie der besseren Tage restlos ausnutze und die Seele füttere, geht das am Ende vielleicht gar nicht gut aus und meine Lieben müssen es mit ausbaden. Aber wenn ich mit angezogener Handbremse die Hummeln im Hintern bändige, fühlt sich das auch nicht richtig, sondern eher wie ein Gefängnis an.
Und so ist meine Guideline, die wenigen besseren Tage mit Bedacht und Augenmaß, aber vor allem innerhalb meiner Baseline zu genießen. Aber um ehrlich zu sein, gelingt mir das nicht immer. Vor allen Dingen jetzt, wo die Sonne endlich wieder mehr zum Vorschein kommt und nach draußen lockt, fällt das Vernünftig sein an besseren Tagen noch viel schwerer. Aber ich freue mich darüber, wenn ich etwas Schönes machen kann und hoffe jedes Mal, dass ich das richtige Gleichgewicht zwischen Vernunft und dem Ausleben der Lebensfreude gefunden habe!
Wie ist das bei Euch? Wie geht Ihr mit besseren Tagen um?
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